Zwölftonmusik mit Boomwhackers

Zwölftonmusik mit Boomwhackers
Im Zentrum dieser Unterrichtsideen steht die Zwölftonmusik. Schönberg bezeichnete diese nicht als Entwicklung sondern vielmehr als eine „Erfindung, die Vorherrschaft der deutschen Musik für die nächsten 100 Jahre sichert“.

Die Kompositionen benutzen eine Folge aus zwölf aufeinander bezogenen Tönen einer chromatischen Reihe, wobei jeder Ton nur einmal vorkommt. Eine Tonwiederholung ist erst dann möglich, wenn alle anderen zuvor gespielt wurden.

Zum Arbeit mit dem „atonalen“ Material bediente man sich den Modi „Umkehrung“, „Krebs“ und „Krebs der Umkehrung“.

Um in die Welt der Aleatorik und der seriellen Musik einzusteigen, ist der handlungsorientierte Umgang signifikant für späteres Einlassen und grundlegendes Verständnis dieser Art von Musik.

Um tatsächlich „aleatorisch“ arbeiten zu können, ist eine Klasse mit 24 Schülern ideal. Hierfür benötigt man zwei diatonische und zwei chromatische Sätze Boomwhackers, Oktavklappen können nach Beliebigkeit (und Vorhandensein) eingesetzt werden. (Lässt sich die Klassengröße durch sechs aber nicht durch zwölf teilen, so können die Schüler mit je zwei Boomwhackers spielen)

Die Erkenntnis, dass es zwölf verschiedene Töne gibt, kann man sehr einfach erarbeiten lassen, indem man die Schüler bittet, die „durcheinander geratenen“ Boomwhackers zu sortieren, um dann (quasi „nebenbei“) die Frage aufzuwerfen, wie viele verschiedene Röhren es eigentlich gibt. Der Vergleich mit dem Klavier drängt sich auf und soll auch angestellt werden – eine Tatsache, die nicht allen Schülern bewusst ist …

Eine Reihe finden
Anschließend sollen zwölf Schüler je einen Boomwhacker nehmen und eine willkürliche Reihe bilden. Stellen sich die Schüler in Kreisform auf, so ist es leichter, aus der Reihe eine sich wiederholende Folge zu bilden. In der Regel spielen Schüler anfangs metrisch gleichmäßig. Hier hilft der Impuls, unterschiedliche Pausen zu setzen, so dass nach Möglichkeit keine bloße Folge von Vierteln gespielt wird.

Aleatorik
Interessanter Weise finden Schüler eine solche Reihe oft eher „interessant“ als „atonal“… Diese Reihe entstand nun völlig „willkürlich“. Eine Möglichkeit, eine solche Reihe zu bilden, besteht im Benutzen zweier Würfel, welche mit unterschiedlichen Klebepunkten versehen sind. Es wird abwechselnd gewürfelt, solange, bis eine Reihe mit zwölf verschiedenen Tönen „aleatorisch“ (alea jacta est) entstanden ist. Auch diese Reihe sollte gespielt, rhythmisch variiert und somit tat-sächlich nachvollzogen werden.

Intervalle
Um die Beziehungen zwischen den einzelnen Tönen darzustellen, sollen nun die Tonabstände gemessen und verglichen werden.
Hierfür bietet es sich an mit Hilfe eines weiteren Boomwhacker-Satzes oder durch Vergleich mit dem Foto die einzelnen Abstände der Töne zueinander zu „messen“, wodurch die einzelnen Intervalle (etwa „drei Röhren nach oben“ = drei Halbtonschritte) tatsächlich „verbildlicht“ werden.
Der Fachbegriff „kleine Terz“ sollte erst in der Folgestunde Erwähnung finden, um größtmöglichen Spielraum für das Experimentieren einzuräumen.

Hiervon ausgehend, kann nun eine weitere Reihe „rein mathematisch“ konstruiert werden.

Krebs
Spielt die Gruppe nun die Reihe rückwärts, so nennt man dies Krebs. Diese Aufgabe kann eine weitere Spielgruppe übernehmen. Darüber hinaus kann man die erste Reihe mit dem Kassettenrecorder aufzeichnen, abspielen und hierzu an einer vorher vereinbarten Stelle mit dem Krebs einsetzen.
Solche Reihen lassen sich sehr gut über „Excel“ bzw. ein vorbereitetes Arbeitsblatt einzeichnen und vor allem –färben, so dass jeder Schüler „seine“ Partitur vorstellen und spielen lassen kann.

Weitere Möglichkeiten
Eine solche Reihe lässt sich nun weiter entwickeln, indem man

  • etwa an einem beliebigen Ton der Reihe beginnt, allerdings die rhyth- mische Kompositionsvorschrift des Anfangs verwendet
  • die rhythmische Struktur der Reihe auch im Krebs beibehält
  • die melodische Struktur der Reihe „krebsrhythmisch“ spielt
  • die unterschiedlichen Intervalle aufschreibt und die Reihe horizontal spiegelt, so dass eine Umkehrung ensteht

Eine derart „behandelte“ Reihe bewirkt stets Aufgeschlossenheit bei den Schülern und weckt Interesse am Hören (und vor allem Lesen!) von Zwölftonmusik.