Boomwhackers

Boomwhackers
Sie sind bunt – sie sind aus Plastik.

Sie haben die Form von Schlagstöcken und einen weitgehend unaussprechlichen Namen.
Wer sich von diesen augenfälligen Merkmalen der Boomwhackers nicht abschrecken lässt, wird bald feststellen, dass es sich hier um ‚musikpädagogische‘ Instrumente im besten Sinne handelt.

Die Spielweise dieser gestimmten Kunststoffröhren vermittelt sich sprichwörtlich im Handumdrehen, der körperbetonte Einsatz wirkt motivierend und legt die Integration von Bewegungselementen nahe.

Der Klang der Boomwhackers schließlich entfaltet sich erst im Zusammenspiel, mischt sich hervorragend mit dem anderer Instrumente und führt auch im Klassentutti nicht zu Nerven- oder Gehörschäden …

Boomwhackers kann man bei uns zurzeit in fünf verschiedenen Ausführungen kaufen. Der kleinste Satz ist der pentatonische, welcher aus den Tönen c, d, e, g, a und c’ besteht. Hiermit lässt sich in der Schule schon allerlei bewerkstelligen.

Der diatonische Satz ist um die Töne f und b (hier bedient man sich der internationale Schreibweise, so dass h=b gilt) ergänzt. Mit einigen dieser Sätze (ca. fünf) lässt sich im C-Dur-Bereich nahezu alles spielen.

Mithilfe des chromatischen Ergänzungssatzes, welcher die Töne c#/db, d#/eb, f#/gb, g#/ab und a#/bb enthält lässt sich die Tür zur tonalen Welt öffnen. Mit fünf diatonischen Sätzen und ein bis zwei chromatischen Ergänzungen lässt sich nahezu jedes Musikstück für eine Schulklasse mit Boomwhackers arrangieren.

Tiefe Töne lassen sich mit den besonders langen Bassröhren spielen. Sie klingen eine Oktave tiefer und sind – wie die bisher genannten – sowohl als diatonischer als auch als chromatischer Satz zu kaufen.

Allerdings sind die Bassröhren anfälliger für Kratzer, Dellen und Beulen.

Eine weitere Möglichkeit, dennoch auf zumindest zwei Oktaven zurückgreifen zu können, bieten die „Octavator-Caps“, mit deren Hilfe die Röhren – dem Prinzip der gedackten Orgelpfeife entsprechend – eine Oktave tiefer klingen (Basssätze klingen analog mit Caps zwei Oktaven tiefer als der Normalsatz).

Darüber hinaus ist das Treble Extension Set, der „Sopran-Satz“, erhältlich, kurze Röhren, welche chromatischvon c#/db’ bis g’ reichen.

Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten zu spielen: mit einer oder mit zwei Röhren.

Eine Röhre lässt sich

  • in die Hand
  • auf den Oberarm
  • auf den Oberschenkel
  • auf das Knie
  • auf die Schuhsohlen
  • auf den Boden (vorsichtig, damit es keine Dellen gibt) mit der Spitze
  • auf den Boden mit der flachen Seite
  • auf Tische oder Stühle
  • auf zahlreiche andere Weisen spielen

Zwei Röhren lassen sich darüber hinaus noch gegeneinander schlagen und erzeugen dadurch zwei Klänge. Die Tatsache, dass durch einen Schlag zwei verschiedene Klänge erzeugt werden, ist bei Musikinstrumenten äußerst selten. Es ist durchaus möglich, mit drei oder vier Röhren zu spielen, setzt allerdings einige Übung voraus.

Auf der Seite des Herstellers lassen sich u.a. einige Kärtchen anschauen und laden sowie einige inspirierende Filme anschauen.

Boomwhackers sind nahezu ein Idealinstrument für die Schule. Hier ein paar Unterrichtsideen:

Einen verliert man immer …
Die Klasse steht in Kreisform. Der Lehrer spielt einen Ton, dann der rechte Nachbar, dann dessen Nachbar usw. Nach dem ersten Durchgang wird ein Ton gespielt und etwa drei Sekunden darauf der nächste, dann noch einer usw. Somit hat der Lehrer drei bis vier Töne „aufgeben“. In der Regel „kommt“ nur einer „zurück“ … ein Phänomen, welches selbst bei Erwachsenen auftritt …

Diese Spiel kann variiert gespielt werden, indem Viertelnoten, Achtel usw. miteinander vermischt werden.

Echospiel
Wenngleich dieses Spiel zunächst schwierig erscheint, lässt es sich doch wesentlich leichter spielen, als es sich liest.

Das Spiel wird nach dem „reinen“ Call-and-Response-Prinzip gespielt

Der Spielleiter spielt ein Pattern, das von der Gruppe als Echo wiederholt wird. Während das Echo erklingt, spielt der Spielleiter ein anderes Pattern. Die Spieler müssen somit während des Spielens der Wiederholung bereits dem neuen Pattern zuhören.

Den kleinen Koffer packen
Das Koffer-Pack-Spiel lässt sich auch musikalisch spielen, wenngleich diese Form eher für kleinere Gruppen zu empfehlen ist:

  • Spieler 1 spielt ein Pattern
  • Spieler 2 wiederholt das Pattern und spielt ein zusätzliches
  • Spieler 3 wiederholt die Pattern von 1 und 2 und spielt ein zusätzliches
  • Spieler 4 wiederholt die Pattern von 1, 2 und 3 und spielt ein zusätzliches

(Form: A-AB-ABC-ABCD-ABCDE usw.)

Um auch hier die Wartezeiten kürzer zu halten kann variiert gespielt werden:

  • Spieler 1 spielt ein Pattern
  • alle wiederholen das Pattern, Spieler 2 spielt ein zusätzliches
  • alle wiederholen die Pattern von 1 und 2, Spieler 3 spielt ein zusätzliches
  • alle wiederholen die Pattern von 1, 2 und 3, Spieler 4 spielt ein zusätzliches

(Form: A-AB-ABC-ABCD-ABCDE usw.)

In einer Großgruppe überfordert dieses Spiel sehr schnell, so dass sich hier die „kleinere Version“ anbietet:

  • Spieler 1 spielt ein Pattern
  • Spieler 2 wiederholt das Pattern und spielt ein neues
  • Spieler 3 wiederholt das neue Pattern und spielt ein anderes
  • Spieler 4 wiederholt das andere Pattern und spielt ein weiteres

(Form A-AB-BC-CD-DE usw.)

Auch in diesem Fall lässt sich das Spiel „großgruppenadäquat“ spielen, indem die Weiderholungen stets von der Gruppe durchgeführt werden.

Achterbahn
Jeder Schüler überlegt sich eine Zahl zwischen 1 und 8.

Der Spielleiter zählt 8 Schläge vor – alle zählen innerlich mit – und spielen an der entsprechenden, vorher überlegten Stelle. (Drumcomputer, Metronom oder Rhythmusplayback können hier eine Hilfe sein)

Hier kann der Geburtstag hilfreich sein, wobei dann alle Musiker mit zweistelligem Datum zweimal spielen müssen (Bsp: 25 spielt auf 2 und 5; die Ausnahmen 9 und 29 spielen auf 8 und 1 bzw. auf 1, 2 und 8.

Das Spiel kann sowohl in Vierteln als auch in Achteln (Doppelschläge) gespielt werden. In geübten Klassen kann das Spiel durchaus mit Triolen bzw. Sechzehnteln durchgeführt werden.

Malreihen
Jeder Schüler erhält einen Röhre, am besten aus der pentatonischen Reihe.

Als Übereihe wird die Dreierreihe vereinbart. Das Spiel wird derart ausgeführt, dass jede Zahl, die nicht in der Dreierreihe enthalten ist, gesprochen wird, während Dreierzahlen gespielt werden.

Es wird gezählt, der Lehrer beginnt mit „eins“, der Nachbarschüler spricht „zwei“, der nächste Nachbar spielt auf der Röhre, weil es eine Zahl der Dreierreihe ist. (also: „Eins“, „Zwei“, „plong“, „Vier“, „Fünf“, „plong“ usw.)

Das Spiel lässt sich mit jeder Malreihe spielen und kann im Schwierigkeitsgrad noch gesteigert werden, indem bei jeder Zahl aus der Dreierreihe und bei jeder Zahl, die eine 3 enthält (also: 1, 2, plong, 4, 5, plong, (…) 10, 11, plong, plong, 14, (…) 26, plong, 28, 29, plong, plong, plong, (…) 40) gespielt wird. Auch diese Variante kann mit allen anderen Reihen gepielt werden.

Rhythmusbaukasten
Wenngleich diese Grundidee Jürgen Zimmermanns aus dem Buch Juba: Die Welt der Körperpercussion. Techniken, Rhythmen, Spiele, auf dem Konzept „Body-Music“ von Keith Terry basierend, für das Musizieren mit Körperinstrumenten gedacht ist, eignet es sich genauso für das Spiel mit Boomwhackers (womit wieder einmal bewiesen ist, dass „wirklich gute Sachen mit allem funktionieren“ …)

Der Rhythmusbaukasten setzt sich aus einer Dreier-, einer Fünfer-, einer Siebener- und einer Neunerfigur zusammen, welche anfangs nacheinander gespielt bzw. geübt werden.

Bei der Dreierfigur kreuzt man zunächst zwei Röhren vor der Brust, dem sich das Spiel mit der rechten Röhre auf die linke Schulter, dann ein Schlag der linken Röhre auf die rechte Schulter anschließt.

Die Fünferfigur ist eine Dreierfigur, die um die Elemente „rechte Röhre spielt auf linken Oberschenkel“ und „linke Röhre spielt auf rechten Oberschenkel ergänzt wird.

Die Siebenerfiur verlangt ein wenig Bewegung vom Musiker: sie besteht aus einer Fünferfiur, zu welcher die Elemente „rechte Röhre spielt vor dem linken Fuß“ und „linke Röhre spielt vor dem rechten Fuß“ hinzukommen.

Die Neunerfigur letzten Endes besteht aus einer Siebenerfigur, zu der sich ein Stampfen mit dem rechten, dann ein Stampfen mit dem linken Fuß dazu gesellt.

Diese Figuren können nun beliebig miteinander kombiniert (etwa 3+3+5 oder 3+7+9 oder 7+9+3+9, eine Telefonnummer oder eine Postleitzahl spielen, verschiedene Möglichkeiten finden, ein Lied zu begleiten, Figuren gegeneinander spielen lassen (wann treffen sich die 1er? oder „Schreibt eine Musik, deren Summe 21 ist“ usw.) oder in einer Art Kanon gespielt werden. Grundsätzlich lassen sich aus dem Rhythmusbaukasten nahezu unzählig viele Spiele, Sequenzen, Stücke, Arrangements und Unterrichtseinheiten herstellen.

Anfangs können Aufbau und Ablauf vom Lehrer, im Laufe der Zeit von den Schülern festgelegt werden.

Der Baukasten bietet auch die Möglichkeit in Form von Stationen- oder Gruppenarbeit differenziert zu arbeiten, etwa dadurch, dass einzelne Kleingruppen eigene Sequenzen erarbeiten, indem Vorspielstücke arrangiert oder der Rhytmusbaukasten erweitert wird.