Weitere Gesprächsformen

Gesprächsformen
Die gut gestellte Lehrerimpuls ist ein wichtiges Instrument „zur Steuerung der Aufmerksamkeit der Schüler, zur Weckung von Problembewusstsein, zur Disziplinierung, Überprüfung und Ergebnissicherung“. (Hilbert Meyer, Unterrichtsmethoden II, S. 206)

Die Aufgabe des Lehrers besteht also darin, das Fragen gezielt zu dosieren und die eigenen Fragetechniken zu verbessern.

Fragen erfüllen meist folgende Funktionen:

– um zu Beginn eines neuen Unterrichtsschrittes die Vorkenntnisse zu ermitteln

– um die Aufmerksamkeit zu wecken

– um die Schüler zum Nachdenken zu provozieren

– um zu disziplinieren. (meist in Frageform verkleidete Appelle, Belobigungen oder Tadel)

Neben dem bereits erwähnten stummen Impuls bieten sich außerdem folgende Techniken an:

Der gesprochene Impuls
Dieser ist wesentlich offener als die Lehrerfrage („In welche Stimmung versetzt diese Musik den Zuhörer“ lässt weniger Äußerungen zu als der Impuls „Versucht doch einmal, der Musik eine Überschrift zu geben“ mit anschließendem Begründungsversuch.

Hierzu zählen auch Provokationen, Gegenthesen oder Verfremdungen.

Das (vermeintlich) gelenkte Unterrichtsgespräch
Gelenktes Unterrichtsgespräch ist dann falsch am Platz, wenn es aus einer Kette von Wissensfragen, Suggestivfragen, Echofragen oder dem „Bohren nach Ergebnissen“ besteht. Trotzdem hat diese Form ihre Berechtigung im Unterricht.

Allerdings ist ein gründliches und dauerhaftes Lernen im gelenkten Gespräch nahezu unmöglich, da es „sehr schwer ist, die (…) vermittelten Unterrichtsinhalte emotional positiv zu besetzen. Gerade das, was im gelenkten Gespräch erarbeitet worden ist, wird von den Schülern auch besonders schnell wieder vergessen.“(Hilbert Meyer, Unterrichtsmethoden II, S. 287)

Ein sinnvolles gelenktes Gespräch ist auf günstige Umstände angewiesen – es sollte sich aus einer Art Projektidee entwickeln.

Somit hat diese Form der Gesprächsführung immer den Charakter einer Mogelpackung: Die Fragen der Schüler entwickeln sich nicht aus deren Denkstrukturen sondern werden vielmehr vom Lehrer manipulierend entwickelt. Das gelenkte Gespräch wird dazu benutzt, den Denkprozess der Schüler zu steuern, d.h. sie müssen so lange an einer Frage „herumknabbern, bis ihnen der Lehrer signalisiert, dass sie eine akzeptable Antwort genannt haben oder zumindest in die richtige Richtung weiter raten.“ (Hilbert Meyer, Unterrichtsmethoden II, S. 286)

Nicht der Forschungsdrang der Schüler steht im Vordergrund sondern der Wunsch des Lehrers etwas zu vermitteln durch den (meist) krampfhaften Versuch, mit einer Kette von Fragen und Impulsen Lernatmosphäre zu erzeugen. Diese Methode ist nicht handlungsorientiert sondern beschränkt sich auf Fragen und erzwungenen Antworten.

Anstelle dieser Methode bieten sich die unten aufgezählten Varianten an, vor dem Hintergrund des bereits erwähnten:

Mehr sagen – weniger fragen! Mehr zeigen und vormachen – weniger bereden und problematisieren!

Das Lehrgespräch
Hier hat sich ein „Dreischritt“ bewährt:

– Der Gesprächsgegenstand wird bestimmt

Hierzu soll der Lehrer deutliche thematische Vorgaben machen bzw. die Vorschläge der Schüler bestätigt werden:

– Der Lehrer stellt eine Frage

– Er formuliert ein Problem oder eine Aufgabe

– Er fordert auf, einen Gegenstand zu beschreiben usw.

– Das Gespräch nimmt seinen Lauf

– Die Vorkenntnisse der Schüler werden eingebracht

– Problemformulierungen werden überarbeitet bzw. Lösungen werden bedacht

– Alternativen werden diskutiert

– Sachinformationen werden bei Bedarf vom Lehrer gegeben

– Die Gesprächsergebnisse werden zusammengefasst, gesichert und vertieft

– Bevorzugte Lösungen werden markiert

– Konsens wird festgestellt bzw. Dissens bestätigt

– Konsequenzen werden durchdacht

Das Schülergespräch
Hier organisiert der Lehrer die Lernsituation und nicht den inhaltlichen Verlauf. Er bemüht sich, nur wenige (verbale oder nonverbale) Impulse zu setzen, verzichtet auf Bewertungen, vermeidet die sprachliche Korrektur und agiert quasi als Moderator bzw. Spielleiter, der die Ergebnissicherung (an der Tafel, auf dem Papier) übernimmt, ohne dabei die Gruppe zu stören.

Hierzu wird:

– der Gesprächsanlass und –gegenstand fixiert

– subjektive Erfahrungen werden bewusst gemacht und besprochen (etwa durch brain-storming)

– die Erfahrungen werden bearbeitet (durch Vergleich mit anderen Erfahrungen)

– die im Klassenverband verarbeiteten Erfahrungen werden auf die eigenen Einstellungen, Haltungen und Erwartungen zurück bezogen (durch Erproben neu gewonnener Einsichten und Erkenntnisse)

Generell besteht die Aufgabe des Lehrers in jedweder Gesprächsform darin,

– Interesse zu wecken

– vorzumachen bzw. zu erklären und

– Gesprächssituationen zu moderieren