Soundwalks – den Klängen folgen

Soundwalks – den Klängen folgen
Ziel eines Soundwalks ist es, die eigene vertraute Umgebung einmal mit anderen Ohren zu hören. Auch dieser Begriff stammt von R. Murray Schafer, welcher hierfür eine ganze Reihe von Spielen und Übungen gesammelt hat.

Mittlerweile etabliert sich diese Methode der „Höranleitung“; zahlreiche Radiostationen gestalten regelmäßig „Hörprojekte“; vor allem im Deutschunterricht der Primarstufe finden „Hörspiele“ regelmäßig Verwendung.

Zuhören
Hierfür macht die Gruppe gemeinsam einen Spaziergang. Dieser sollte anfangs recht kurz gehalten werden; oft fällt es Schülern schwer, über einen längeren Zeitraum kein Geräusch von sich zu geben.

Die Teilnehmer sollten bewusst auf Geräusche achten, um nachher detailliert auf gewisse, vorher vereinbarte Aspekte einzugehen.

Auch hier bietet es sich an, eine „Dokumentation“ (mithilfe einer Aufzeichnung) zu erstellen, um nachträgliche Differenzen klären zu können.

Anfangs sollten nur wenige Höraufgaben gestellt werden, um eine Überforderung (und somit ein „Abschalten“) zu vermeiden.

– Geräusche von oben
– Geräusche von unten
– Geräusche, die mit mir gingen
– Geräusche, die an mir vorbei gingen
– Geräusche, die sich bewegt haben
– Geräusche, die ortsfest waren
– Geräusche, die man selbst erzeugt hat
– Das leiseste Geräusch
– Das lauteste Geräusch
– Leise Geräusche, die übertönt wurden
– Hohe Geräusche
– Tiefe Geräusche
– Das am weitesten entfernte Geräusch (evtl. mit Schätzung)
– Das nächste Geräusch
– Das schönste Geräusch
– Das Geräusch, das am meisten störte
– usw.

Die Gruppenmitglieder sollten etwas Abstand zueinander halten, da sonst – vor allem an leisen Orten – die Geräusche der anderen am markantesten sind.
Es ist aber dennoch wichtig, dass alle zur gleichen Zeit die gleiche Strecke gehen. Nur dann können die Ergebnisse miteinander verglichen werden.

Die Strecke sollte möglichst abwechslungsreich verlaufen – mehr und weniger befahrene Straßen, eine Baustelle, durch einen ruhigen, von der Straße abgeschirmten Innenhof, durch eine Einkaufspassage, einen Park, vorbei an einem Schulhof während einer Pause.

Sehr interessant gestaltet sich oft der „Schulgang“; welche Klassen sind besonders laut (meist die unteren), welche besonders leise, welcher Lehrer ist besonders laut usw.

Klingen die verschiedenen Flure gleich?
Ein Soundwalk darf keine Prüfung sein. Wenn einem Teilnehmer zu einer Frage nichts einfällt, ist das weiter nicht tragisch. Vor allem Stadtbewohner sind es gewohnt, wegzuhören (peripheres Hören). Ein notwendiger Anpassungsprozess, um den andauernden Hintergrundlärm überhaupt aushalten zu können. Oft ist es eine völlig neue Erfahrung, konzentriert hinzuhören.

Naturkonzert
Eine Aufgabe kann darin bestehen, einen besonders interessanten oder einen besonders schönen „Soundwalk“ zu organisieren.

Soundwalks können unter vorher bestimmten Aspekten wie „Natur im Lärm“, „Das Kleine im Großen“ oder „Fast ohne Störung“ ausgewählt und organisiert werden.

Ein von Schülern vorgeschlagener Soundwalk sollte nicht „aufgezeichnet“ werden. Hierbei sollte vielmehr das „vor Ort“ im Vordergrund stehen. Eine andere Möglichkeit ist es, dass Schüler mittags mit dem Aufnahmegerät einen eigenen Soundwalk unternehmen.

Die Aufgaben können hierbei frei gewählt werden; etwa unter einem bestimmtem Aspekt (wie „Laut und doch nicht störend“) gesammelt und vorgestellt werden. Diese Ergebnisse können in einer Art Collage am Computer zusammengesetzt werden.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, aufgezeichnete Soundwalks vorzuspielen, wobei die Mitschüler den Ort erraten sollen

Eine solche Arbeit lässt sich darüber hinaus sehr sinnvoll im dritten Schuljahr, wenn die Heimatgemeinde besprochen wird, einsetzen. Hier lässt sich etwa eine Art Hörerlebnispark (mit verschiedenen Kassettenrecordern bzw. CD-Playern) aufbauen, so dass an verschiedenen Stationen gehört werden kann, wie es sich „bei uns“ eigentlich anhört.

Auch hier kann in einer Art Mindmap arrangiert werden, derart, dass oben die lauten und unten die leisen Klänge stehen. Jeder Schüler klebt nun einen Punkt für seinen „Standort“ (War ich eher nahe an den leisen oder an den lauten Klängen?) In der gleichen Art und Weise lassen sich spezifisch „angenehme“ und „unangenehme“ Geräusche arrangieren (und anschließend begründen!).

Klänge lassen sich weiterhin in „Geräuschgruppen“ (kratzig, klopfend, warm, weich, hart, usw.) unterteilen. Hierbei sollten die Schüler entsprechende Oberbegriffe finden und die einzelnen Geräusche des Protokolls einordnen.

Klänge lassen sich auch grafisch darstellen. Hierfür können die Schüler in Gruppenarbeit versuchen, zunächst den Geräuschen entsprechende Symbole (nach Möglichkeit abstrakt und nicht gegenständlich) zu geben. Darüber hinaus kann versucht werden, eine Art „Partitur“ zu schreiben.

Gewisse Klänge lassen sich „vokussieren“, d.h. mit dem Mund nachspielen.

Andere Klänge lassen sich wiederum mit Hilfe von Körperinstrumenten nachstellen, so dass man den Versuch anstreben kann, die Hörpartitur „nachzuspielen“.

Abschließend eignet sich ein Soundwalk auch dafür, einfach einmal inne zu halten.