Luftgitarre

Luftgitarre
Prägnante Riffs haben eine fast magische Anziehungskraft auf Schüler und gerade „Smoke on the Water“ von Deep Purple gehört (wenn auch meist in e- statt g-moll gespielt und dann in der Regel nur einstimmig) zu den beliebtesten überhaupt. Und spätestens ab dem Moment, wo das erste kleine Pattern aufführungswürdig erscheint, kommt noch das dazu, was das Stromgitarrenspiel zusätzlich auszeichnet: spezielle Haltungen, Gangarten, Verrenkungen, Gesten, Mimiken und Sprünge – kurz: das Posing.

Deshalb erscheint es kaum verwunderlich, dass es auch hierfür spezielle Wettbewerbe gibt, allerdings mit dem Unterschied, dass das Gitarrenspiel nicht erforderlich, ja, sogar unerwünscht ist: das Luftgitarrenspiel.

Imitatorisches Spiel ist im Musikunterricht nichts Neues; Ähnliches findet sich in nahezu jedem Unterrichtswerk, sei es, um beispielsweise Orchesterinstrumente und deren Spielweise kennen zu lernen, um Gehörtes zu verdeutlichen bzw. umzusetzen oder einfach, um Freude an der Bewegung zur Musik zu haben. Somit ist diese Art des Spielens fest verankert in die gängige Musikunterrichtspraxis und findet nach wie vor dort ihre Berechtigung.

Das Luftgitarrenspiel hingegen unterscheidet sich hier insofern von der bisherigen Praxis des pantomimischen Musizierens, als es auf der einen Seite zwar gewisse Regeln hinsichtlich Körperhaltung, Griffweise und Spieltechnik vorgibt, auf der anderen Seite allerdings ein hohes Maß an Improvisation und Eigenkreation verlangt.

Der Legende nach, war es Joe Cocker, dessen Verrenkungen und Gebärden mit „invisible guitar“ 1969 beim Festival in Woodstock als erste Live-Performance des Luftgitarrenspiels betrachtet werden.

Seit 1996 wird in Finnland die Weltmeisterschaft im Luftgitarrenspiel ausgetragen; seit 2004 gibt es einen deutschen Verband, die German Air Guitar Federation, die seither die deutsche Meisterschaft ausrichtet. Die Auftritte dürfen nicht mehr als 60 Sekunden dauern und gliedern sich in Pflicht und Kür. Die Bewertung (4.0 bis 6.0 Punkte) orientiert sich an der Originalität, der Ausdrucksfähigkeit, dem Charisma, der Technik und dem Gesamteindruck.

Pantomimisches Spiel wird gerade bei Kindern und Jugendlichen um ein Vielfaches erleichtert, wenn sie mit entsprechenden Requisiten arbeiten können. Deshalb bietet es sich gerade beim Luftgitarrenspiel an, eine aufblasbare Gitarre (gibt es in der Regel für ungefähr einen Euro und oft als Werbegeschenk) zu Hilfe zu nehmen. Somit haben die Schüler tatsächlich etwas in der Hand und können die erlernten Spieltechniken besser anwenden.

Koordination
Hierbei empfiehlt es sich, zunächst kurz die Funktionsweise kurz zu demonstrieren (die Saite muss mit der linken Hand gegriffen und der rechten – am besten mit imaginärem Plektrum – gezupft werden. Höhere Töne bedeuten ein Wandern der Greifhand nach rechts bzw. nach oben, tiefere entsprechend umgekehrt). Das Pattern des Riffs in seiner rhythmischen Struktur kurz erarbeiten und anschließend an Luft- bzw. Aufblasgitarre üben.

Gitarrenhaltung
In der Regel lässt sich an der Körperhaltung eins Rockgitarristen erkennen, wes Geistes Kind er ist: Während der durchschnittliche Gitarrist sein Instrument so hält, dass es am besten zu spielen ist, hält man im Hard Rock die Gitarre gerne tief in der Lendengegend, während die Black Metaller sie noch ein Stückchen tiefer und mit leicht gekrümmten Knien halten. Letzten Endes ist ein gewisses Maß an Headbanging (mit dem Kopf den Rhythmus schlagen und dabei im Idealfall mit den langen Haaren um sich werfen) immer richtig.

Ein Online-Kurs findet sich hier, wer es schneller und vor allem für den Unterricht passend möchte, kann hier ein Arbeitsblatt laden, welches in Verbindung mit einem Beobachtungsbogen im Unterricht eingesetzt werden kann. Hierbei sollte neben der Originalität und der Abwechslung auch ein Augenmerk darauf gelegt werden, dass das Spiel bei aller Liebe zum Detail dennoch realistisch bleiben muss und den Eindruck vermittelt, dass ein guter Gitarrist so agieren könnte. Besonders interessant gestalten sich solche Wettbewerbe, wenn zur Pflicht nur eine Kür kommt, ein Musikstück also, welches sich die Luftgitarristen selbst ausgesucht haben.

Pausenfüller
Pausen füllen Gitarristen sehr gerne mit gewissen Gesten: sei es die ausgestreckte Dieter-Bohlen-Faust, die bei Luftgitarristen besonders beliebte Windmühle, das gezielte ins-Publikum-Zeigen oder schlichtweg das vor Powerrock glühende Zusammenkneifen aller Gesichtszüge.

Gangarten
Nichts ist langweiliger als am Bühnenrand stehende Musiker. Hier hat sich eine ganze Reihe ernst zu nehmender Pflichtgangarten entwickelt, die immer wieder für Begeisterung sorgen. An erster Stelle muss dort der so genannte „Duckwalk“, in den frühen 70ern von Chuck Berry entwickelt und später von Agnus Young perfektioniert, genannt werden. Hierzu wird das linke Bein im 45-Grad-Winkel zum rechten in die Luft gestreckt. Nun geht man mit dem rechten Bein quasi springend nach vorne. Während des Sprungs wird das linke Bein wieder nach unten gezogen, so dass beide Beine wieder auf dem Boden sind. Der Duckwalk kann rückwärts aber auch drehend auf der Stelle durchgeführt werden. Zu den Gangarten zählen weiterhin alle Arten von Tritten und Sprüngen, die bis zum Stagediving (Sprung in die Menschenmenge, die den Springenden auffangen) reichen.

Solo
Im Solo zeigt der Luftgitarrist dann seine eigene wirkliche Performance. Hier stellt jeder sein eigenes Programm zusammen, kombiniert aus dem oben erwähnten Repertoire und ergänzt es darüber hinaus um Spezialitäten wie Hendrix’ Spiel mit der Zunge, das Spiel mit der Gitarre hinter dem Kopf, der Fall in die Knie, das auf dem Rücken liegende und sich dabei drehende Spiel Agnus Youngs, das Halten der Gitarre zwischen den Beinen oder das weite Herausstrecken der Zunge.

Diese „Pflicht“ kann dann mithilfe eines Bewertungsbogens und den obligatorische Bewertungszahlen von einer Jury beurteilt werden.

Empfehlenswerte Songs
Walk this way
You Ain’t Seen Nothing Yet
Fight For Your Right
All Right Now
Voodoo Child
American Woman
Smells Like Teen Spirit
Song 2
Kids Wanna Rock

Darüber hinaus ist es immer wieder interessant, Coverversionen von Orchestermusik einzsetzen, wie

Sabre Dance
Bird and Peter oder
Canon Rock

da die Schüler hierbei nebenbei eine Hörrepertoireerweiterung erfahren können, die in gewisser Weise Lust auf mehr weckt.

Weiterhin gibt es einen iMix gibt es für iTunes-Nutzer. Letzten Endes gab es beim Kiddy Contest eine interessante Adaption des Songs „Zeit für Optimisten“ (Silbermond). Der Song Gitarristen bietet sich für den Musikunterricht an – den Text gibt es hier.