Mehrstimmigkeit anbahnen

Mehrstimmigkeit anbahnen
Um Mehrstimmigkeit im herkömmlichen Musikunterricht anzubahnen – was durchaus auch in völlig ungeübten Klassen gelingen kann – erfordert es in erster Linie Geduld.

Ein „echtes Patentrezept“ hierfür gibt es – glücklicher Weise – nicht; und nicht immer ist es das Kanonsingen, welches zur Mehrstimmigkeit führt. Zu viele Faktoren wie Anazahl der „Stimmführer“, Bereitschaft und Geduld der Klasse, geschickte Liedwahl etc. sind hierfür ausschlaggebend und oft ist es „das richtige Lied zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, welches dann plötzlich den Weg in die Mehrstimmigkeit öffnet.

Ein kleiner methodischer Kniff hat sich allerdings bewährt: Das stückweise Separieren einer neuen Stimme.

Grundvoraussetzung hierfür ist, dass ein überwiegender Teil der Klasse ein Lied „frei“, d.h. tonal richtig und mit Freude singen kann. In jeder Klasse findet man in der Regel zwei bis drei Schüler, die sich trauen, auch mal im Terzett zu singen (und in der Regel sind es gerade diejenigen, die die anderen „mitreißen“ …).

Separiert man nun zwei bis drei Schüler und übt mit diesen die neue Stimme ein, so, dass sie „stimmstabil“ sind, kann man diese nun „behutsam gegen die Klasse ansingen lassen“. Hierfür bietet es sich an, diese Kleingruppe direkt am Klavier zu positionieren, um gegebenenfalls helfend und unterstützend (durch Singen oder Melodieführung) mitzuspielen bzw. –singen.

Anfangs stellt sich dieses Singen auch für die übrigen Schüler, obwohl sie die bekannte Stimme singen, als schwierig heraus; man hört plötzlich etwas Neues, hört genauer hin und „verliert“ seine Melodie.

In der Folgestunde kann man diese Kleingruppe etwas erweitern (und im Idealfall hat man für die „neuen“ eine Übungskassette oder –CD vorbereitet), um somit einen relativ homogenen Klang zu erreichen. Eine Gruppe die zweistimmig singt muss nicht zwingend gleich viele Sänger beinhalten. Oft muss man hier experimentieren, um den „Idealsound“ zu erhalten.

Hat eine Klasse mehrstimmig gesungen, wollen die Schüler in der Regel „mehr“. Auch hier sollte das Folgerepertoire behutsam gewählt werden, um nicht die Lust hieran durch langwieriges Üben zu zerstören.

Nicht jede Klasse ist in der Lage mehrstimmig zu Singen und nicht an jedem gescheiterten Versuch diesbezüglich ist der Lehrer schuld …