Handlungsorientierung

Handlungsorientierung
Erzähle mir und ich werde vergessen, zeige mir und ich werde mich erinnern, lass es mich tun und ich werde verstehen. (Konfuzius)

Zugegeben – ein in der zeitgemäßen Pädagogik:

– ziemlich abgenutztes Zitat: wir stoßen ständig darauf bzw. auf seine zahlreichen Variationen mit ebenso zahlreichen Quellenangaben. Lehreradressierte Publikationen bedienen sich sehr gerne dieser Worte …

– quasi zum Leitsatz gewordenes Zitat: spätestens seit Frederic Vesters „Denken, Lernen, Vergessen“ wissen wir alle von den unterschiedlichsten Lerntypen und bemühen uns, mehr oder weniger alle Schüler (mehr oder weniger gut) über Differenzierung zu erreichen …

– immer noch zu oft überhörtes Zitat: Zwar von Differenzierung, Lerntypenklassifizierung, offenen Unterrichtsformen und Handlungsorientierung wissend, bereiten uns all diese Aspekte doch immer wieder große Schwierigkeiten hinsichtlich methodischer Überlegungen, didaktischer Abwägungen und zielgerichteter Planung …

– zwar bekannte, aber im konventionellen Musikunterricht immer noch leicht vergessene, übersehene, falsch verstandene bis nahezu negierte Tatsache. Am eigenen Leibe (resp. am eigenen Ohre) musste oft miterlebt werden, wie sich Musikunterricht auf Singen (wenn überhaupt), Hören, Denken und Darüber-Sprechen (und natürlich das An- und Abschreiben sowie das Auswendiglernen und Wiederkäuen) beschränkte …

Dabei lässt sich gerade die Musik so leicht be-greifen.

Ein Musikunterricht, der nicht handlungsorientiert ist, hat sein Ziel verfehlt.

„In der Grundschule gebührt dem „Musikmachen“ der eindeutige Vorrang gegenüber dem „Nachdenken“ über Musik.“ (Lehrplan Musik Grundschule, Rheinland-Pfalz, S. 5)

„Handeln wird verstanden als Einheit von sinnlicher Wahrnehmung und emotionalem Ausdruck, von verstandesmäßiger Durchdringung und handwerklichem Tun: Fühlen, Denken und Tun bilden eine Einheit. Handlungsorientierter Musikunterricht ermöglicht oder erfordert Ausprobieren, Experimentieren, Erkunden, Erfinden, Phantasieren, Gestalten, Organisieren.“ und weiterhin: „Lernen im Musikunterricht gibt musikalischer Gestaltung einen breiten Raum.“ (Lehrplan Musik Hauptschule, Rheinland-Pfalz, S. 3)

Dies bedeutet nicht, dass auf Biegen und Brechen „Ringelpietz“ betrieben werden soll, bedeutungs- und ziellos, rein aktionistisch auf „Hauptsache: Tun“ fokussiert.

Handlungsorientierung drängt sich in der Regel auf – manchmal leicht verdeckt, bisweilen sogar getarnt – man muss das Auge (und natürlich das Ohr) schärfen …

Die grundlegende Argumentation der Musikpädagogik bezieht sich oft auf die Tatsache, dass das handelnde Subjekt (siehe Zitat Volker Schütz’) seinen Spracherwerb (in diesem Fall Musikerwerb) immer im Kontext und durch Aufdecken eines Beziehungsnetzes von Handlungen betreibe. Der Schüler kann sich keinerlei Kompetenzen ohne Zusammenhang zu eigener musikalischen Aktivität aneignen.

Jede Vermittlung von Sachkompetenz verläuft über musikbezogenes Handeln der Schüler.

Hierbei treten weiterhin kommunikative und interaktionale Wechselbeziehungen auf, welche in Zusammenhang mit kognitiven, affektiven und psychomotorischen Aktivitäten zu betrachten, zu berücksichtigen und zu hinterfragen sind.

In Anlehnung an die kognitive Entwicklungspsychologie Piagets schrieb Aebli („Das Ordnen des Tuns“, Stuttgart 1980/81), dass „Denken als Ordnen des Tuns ohne Handeln vorstellungslos, rudimentär, mit wenig Anknüpfungspunkten für neues Wissen und übergeordnete Handlungsschemata, sinnleer, bezugslos und leicht vergänglich“ sei,

womit der Kreis zu Konfuzius geschlossen wäre.