Alles für die Freiarbeit

Alles für die Freiarbeit

Die Diskussionen, wie handlungsorientiert ein zeitgemäßer Musikunterricht zu sein hat, wie arg er auf Produktion fokussiert, wie zentriert der musizierende Mensch und wie wenig alt-kopflastiges Gedankengut noch seinen Stellenwert haben darf/soll/muss sind vielerorts (leider noch) nicht zu Ende geführt, da meldet sich die Fraktion der Befürworter eines „reinen an der Handlung orientierten Unterrichts“ und stellt – nachvollziehbar und völlig zu Recht – fest, dass ein Quentchen Wissen um Musik auch nicht fehlen darf.

Das lag im Grunde schon immer in der Luft, wurde aber eine gute Zeit lang noch hinter hervor gehaltener Hand getuschelt – zu groß war die Angst zurück in die musikpädagogische Steinzeit zu verfallen, in welcher die Moldau auf einer Karte gefunden, Beethovens Lebensdaten auswendig gelernt oderHaydns Sinfonien gezählt werden mussten und handlungorientierter Musikunterricht durch Aufträge wie „Zeichne ein, wo Mozart übernachtet, höre die kleine Nachtmusik und iss eine Kugel….“ definiert wurde.

Leider gibt es noch immer zahlreicher Publikationen, die in einem solchen Sinne aufgebaut sind und offensichtlich scheint es hierfür ja auch einen nicht geringen Markt zu geben.

Um dennoch im in allererster Linie an der Handlung bzw. am Musizieren orientierten Unterricht Platz für Lernen musikalischen Wissens oder auch um Raum für vom Kind gesteuertes Lernen zu schaffen, richte ich regelmäßig Phasen der freien Arbeit ein. In diesen Phasen kann außerdem von kleinen Gruppen vertieft geübt werden. Hier sei eine Auswahl der Materialien vorgestellt, welche durchaus auch im Klassenzimmer (und vor allem auch für die Regenpause) untergebracht werden können:

Instrumente

Zuallererst sei hier das Material Orchesterexpedition der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz empfohlen. Diese lässt sich sowohl online durchstöbern und durchspielen als auch bestellen und auf einem Rechner installieren. Auch sehr interessant ist die DVD Abenteuer Klassik, welche in gleicher Art und Weise eingesetzt werden kann.

Das Musikinstrumenten-Memo ist insofern besonders reizvoll, als hier Memory-Spiel und das Wiedererkennen von Instrumenten auf einer CD miteinander kombiniert werden können. Das Musik-Puzzle von Larsen kann in jedem Freiarbeitsregal Platz finden, ebenso wie das günstige Musikinstrumentequartett, für welches Micaela Grohé sehr reizvolle Spielvarianten entwickelt hat. Die anderen (alten) Instrument-Quartette hab ich beim großen, bunten Auktionshaus für ’nen Euro je Spiel ersteigert.

Beim Musikinstrumenten-Puzzle muss sowohl ein großes Ensemble-Puzzle zusammen gesetzt als auch jedes musizierende Kind mit seinem Instrument zusammengebracht werden. Letztlich sind die MemoCards Musik insofern interessant, als es sich hier bei um ein anspruchsvolles Memory mit drei Kärtchen handelt, bei dem nicht drei gleiche sondern drei verschiedene Detailaufnahmen von Instrumenten miteinander zusammen gebracht werden müssen.

Die WAS-IST-WAS-Reihe bietet auch für den Musikunterricht interessantes Material für die Freiarbeit:
Vom Buch über Musik Instrumente, zum Hörspiel über Musikinstrumente und Akustik bis hin zum Quiz Musik reicht hier die Palette, der nicht immer ganz leichten Texte. Letztlich gibt es noch zwei komprimierte und günstige Publikationen zum Thema Orchester und Ballett.

Ein kleiner Leckerbissen ganz besonderer Art ist Karla Kuskins „Das Orchester zieht sich an“, welches sowohl als kleines Bilderbuch als auch vertontes Hörspiel erhältlich ist.

 

Komponisten

Wenngleich hier äußerst unkindgemäßes Material erhältlich ist, habe ich im Laufe der Jahre die Erfahrung machen können, dass nicht alles offensichtlich Schlechte zwangsläufig bei jedem Kind wirkungslos bleiben muss. Sehr oft erlebt man Kinder, die stundenlang Biographien lesen oder hören möchten. Hiervon ausgehend habe ich im Laufe der Jahre beim bunten Auktionshaus eine große Anzahl an Discman ersteigert (nie mehr als 10 Euro/Stück; gelingt dann, wenn man auf „gute No-Name-Marken“ (solche, die die größten Discounter und Kaffeehäuser anbieten) zurückgreift), so dass in Phasen der Freiarbeit auch alleine oder zu zweit gehört werden kann.

Die Reihe „Klassik für Kids“ mag zwar stellenweise gestelzt und gekünstelt wirken (manchmal wirkt der pseudocoole Justus Frantz einfach zu aufgesetzt), dennoch erfreut sie sich bei manchen Schülern recht großer Beliebtheit. Die CDs gibt es oft gebraucht, darüber hinaus sind sie als mp3-Download erhältlich. Weiterhin ist die Reihe Musikgeschichten (Igel-Records) interessant. Manches davon hat seinen Ursprung beim Bayerischen Rundfunk in der Kinderradiosendung DoReMikro, deren Podcast in jedem Fall empfehlenswert ist. Auf einem oder mehreren mp3-Playern kann auch dieser schnell seinen Platz in der Freiarbeit finden.

Letztlich sei noch auf die Reihe Der Holzwurm der Oper erzählt verwiesen. Wenngleich Ilja Richter zwar als Holzwurm sehr emotional agiert, sind doch manche Texte ein wenig am Kind vorbei erzählt – nichtsdestotrotz habe ich auch hier Schüler erlebt, die diese Reihe sehr gerne hören. Auch diese kann man gebraucht recht günstig erwerben.

Beim bunten Auktionshaus habe ich über die Jahre hinweg sehr viele alte Komponisten-Quartette erworben (auch immer in der Preisklasse von wenigen Euro). Es ist schon interessant, dass dieses Spiel seit mindestens 60 Jahren erhältlich ist. Bei Universal Edition ist ein solches nach wie vor erhältlich – leider allerdings in Deutsch und Englisch, was bei Leseanfängern verwirrend ist. Vom gleichen Verlag gibt es außerdem ein Komponisten-Memo.

Das beliebteste Spiel (zumindest bei Jungens) ist und bleibt allerdings Komponisten-Duell, weil hier nicht Quartett mit Viererpaaren sondern in der Supertrumpf-Variante gespielt werden kann (Nebeneffekt: „Boah, der hat Bach … dagegen hat keiner eine Chance …“)

 

Musikalische Bilderbücher

Dort sei zunächst auf die wunderschönen Bücher aus dem Annette-Betz-Verlag verwiesen. Zu jedem Bilderbuch gibt es ein CD mit ausgewählten Titeln oder der Gesamtaufnahme. Marco Simse hat sich u.a. dem Der Karneval der Tiere, den vier Jahreszeiten, der Moldau und den Bildern einer Ausstellung angenommen. Weiterhin gibt es Bücher zu den großen Balletten, einigen Opern und einigen Komponisten. Diese Bücher sind in jedem Fall ihr Geld wert.

Eine ähnliche Reihe gibt es bei gondolino, welche auch oft günstig gebraucht zu finden ist.

Darüber hinaus habe ich alles an Bilder- und sonstigen Kinderbücher zum Thema Musik gesammelt, von denen ich exemplarisch auf In der Oper, Im Konzert, Im Ballett oder Flöte, Geige und Giraffe verweisen möchte.

 

Spielen und Songwriting

Zum musikalischen Spielen habe ich ein paar Exemplare von We will rock you und Crazy Dancing angeschafft. Weiterhin Spiele aus der „Little-Amadeus-Reihe“, bei denen allerdings das Musikalische nicht so arg im Vordergrund steht.

Zum Songwriting bzw. zum spielerischen Erzählen von Geschichten (aus denen dann Songs entstehen) haben sich folgende Spiele, die prädestiniert für den Deutschunterricht sind, etabliert: Das leider nur noch gebraucht erhältliche Spiel Es war einmal sowie die Story Cubes. Darüber noch ein paar Buchstabenspiele wie Wort-Tüftel oder Wörter würfeln