Über relative Solmisation

Über relative Solmisation
Relative Solmisation basiert auf der Methode John Curwens, einem Hilfsprediger in Birmingham, der von der Konferenz der Sonntagsschullehrer in Hull damit beauftragt wurde, die eingängigste Lehrmethode für Gesangunterricht in Schulen zu finden und die sog. „Tonic-Sol-Fa“ Methode entwickelte, welche dann stets weitergedacht, umgestellt, ergänzt und bearbeitet wurde, so von Agnes Hundoegger (1858-1927) und Richard Münnich (1877-1970).

Als „Tonika-Do-Methode“ erlebte die Konzeption von A. Hundoegger weite Verbreitung. Über vier Jahrzehnte hinweg beeinflusste „Tonika-Do“, die von nun an Tonika-Do-Lehre genannt wurde, das musikpädagogische Denken und Handeln in Deutschland.

Die Zielsetzungen sind im Wesentlichen im Bereich des Liederwerbs und der elementaren Musiklehre angesiedelt wie: Notenlernen, Vom-Blatt-Singen, Intervallehre. Die Kinder sollten in erster Linie die „Töne treffen“.

Über Tonsilben und Handzeichen hinaus bietet die Tonika-Do-Methode dem Lehrer auch den Plan eines elementaren Musikunterrichts an. Aus der Methode ist eine Konzeption für den elementaren Musikunterricht geworden.

Die Konzeption des ungarischen Komponisten Zoltán Kodály (1882 – 1967) basiert auf der Tonika-Do-Methode (häufig Kodály-Methode genannt). Sie ist eine Weiter-entwicklung, aber vor allem eine nationale Aktualisierung, die in erster Linie Rhythmen und Melodien der ungarischen Volksmusik einbezieht.

Die Methode basiert auf dem Prinzip, dass die Tonstufen der diatonischen Leiter als allgemeine Folge von Ganz- und Halbtonschritten, losgelöst von fixierten Tonhöhen, also relativ, mit Hilfe von Handzeichen gelernt werden.

Tonsilben
Die Schülerinnen und Schüler sollen ein Bewusstsein und eine klare Vorstellung von der Lage der Tonstufen im diatonischen System erwerben. Sie können die Stufen erkennen, benennen und reproduzieren.

Somit werden Lieder auch über die Tonsilben gesungen (so-mi-mi-fa-re-re-do-re-mi-fa-so-so-so wäre demnach der Anfang von „Hänschenklein“; „relativ notiert“, d.h. do ist der Grundton dieser Durtonleiter)

Handgesten
Die Bewegung der Melodie wird mit Gesten (vom Lehrer und den Schülern) begleitet, in denen Handzeichen die Tonstufen repräsentieren.

Mittlerweile ist diese Methode leider in der Lehrerausbildung in Vergessenheit geraten. In der Grundschule behilft man sich oft einer „Ersatzsolmisation“, indem man – der Tonika-Do-Methode ähnlich – mit der flachen Hand nach oben bzw. unten zeigt, um somit hohe oder tiefe Töne anzudeuten.

relative_solmisationObgleich diese Methode eine gewisse „Einarbeitung“ voraussetzt, hat sie sich bewährt. Anfangs tut man sich etwas schwer, die richtigen Handzeichen anzuwenden.

Allerdings rentiert sich dieser kleine Aufwand. Tonika-Do-Lehrer, die einmal damit angefangen haben, wollen sie nie wieder missen …