Atmung

Atmung
… biologisch richtiges Singen geschieht am besten unbewusst …

Atmen darf keine Arbeit sein; weder ein impulsives Einatmen noch ein bewusstes Vollpumpen der Lungen ist sinnvoll! Dies führt lediglich zu Verspannungen und Verkrampfungen. Vielmehr sollte dem natürlichen Atemfluss nachgegangen werden. Falsche Atmung und falsche Haltung bedingen sich mit all ihren Folgen – wie beispielsweise Verkrampfungen – gegenseitig.

Ist die Atemführung zu flach oder gar verkrampft, so klingt die Stimme meist heiser bzw. gepresst. Eine gute und vor allem gesunde (!) Tonerzeugung kann nur dann erfolgen, wenn Körper und Atem perfekt aufeinander abgestimmt sind.

Der Muskel, der den Atemvorgang steuert ist das Zwerchfell. Bei der Einatmung bewegt er sich abwärts, die Körpermitte weitet sich und die Lunge dehnt sich aus.
Bei der Ausatmung lässt die Muskelkraft nach, das Zwerchfell entspannt sich und die Körpermitte wird schlanker.

Den optimalen Punkt findet das Zwerchfell in der „Ruhestellung“, in der es sich auf den Einatmungsvorgang vorbereitet. Hiervon ausgehend zielt Gesang unter stimmbildnerischen Aspekt auf die so genannte „Atemstütze“.

Das Zwerchfell bleibt beim Ausatmen in der Einatmungshaltung (also leicht geweitet), so dass ein elastisches Gleichgewicht im Zwerchfell- und Kehlbereich herrscht und alle Resonanzräume geöffnet sind, wodurch man den zum Singen erforderlichen gleichmäßigen Luftstrom erhält.

„Stützen“ hat nichts mit Kraftanstrengungen oder Anspannung des Zwerchfells zu tun, sondern soll ein lockerer elastischer Vorgang sein und kann als eine Art bewusste Verlangsamung der Ausatmung – erreicht durch Muskelkontrolle, indem eine Art Spannungsverhältnis zwischen den an Ein- und Ausatmung beteiligten Muskeln hergestellt wird – verstanden werden.

Das Gefühl der Atemstütze ist meist theoretisch nur schwer zu vermitteln. An einem Blasebalg lässt sie sich gut demonstrieren:

Wird er kräftig gedrückt, so ist der Luftstrom ungleichmäßig und die Luft wird in kurzer Zeit hinausgepresst, was in etwa einem fehlerhaften Atemverhalten beim Singen entspricht: Die Luft wird aus der Lunge gepresst, der Luftstrom fließt nicht gleichmäßig, die Intonation ist daher unsauber, und wir haben nach kurzer Zeit Atemnot.

Wird der Blasebalg jedoch gar nicht gedrückt, sondern nur aufgezogen, so strömt lange Zeit gleichmäßig immer ein wenig Luft aus, was – übertragen – zu einem schönen und leichten Gesang ohne Atemnot führt.

Atembeobachtung – Stütze
Die Schüler liegen entspannt auf dem Rücken (hierzu kann auch leise Musik laufen) und atmen ruhig ein und aus. Wichtig ist, dass sie die kleinen Pausen nach jeder Ausatmung beobachten, ohne dabei die Atmung zu beeinflussen; sie sollen sie einfach fließen lassen und bewusst erleben.

Nach kurzer Zeit – die Entspannung wird deutlicher – sollen sie auf das Anheben der Bauchdecke achten; wiederum ohne etwas zu beeinflussen. Dem schließt sich die Aufgabe an, etwas (!) verstärkter auszuatmen, um mehr „Bauchgefühl“ zu entwickeln; der Bauch hebt sich etwas stärker an.
Nun soll die angehobene Bauchdecke beim Einatmen eine Weile lang beibehalten werden, wobei die Konzentration sich nicht auf die Einatmung sondern vielmehr auf das Bauchgefühl richtet. Anschließend folgt die bewusste Ausatmung.

Mit jedem Einatmen strömt die Luft nun bewusster in den Körper und das „Bauchgefühl“ weitet sich aus.

Nun soll dieses Gefühl „stehend“ erreicht werden. Je weniger Druck auf die Atmung gesetzt wird, je „natürlicher“ geatmet wird, desto besser „fällt“ die Luft in den Bauch. Mit diesem Bauchgefühl wird die Stimme „gestützt“, womit der ganze Körper in Resonanz gebracht wird.

Zwei-Meter-Atem
Dieses Spiel eignet sich gut, um den Schülern den Unterschied der Effektivität zwischen der kurzen Hochatmung (auch Schlüsselbeinatmung) und der wesentlich ergiebigeren Vollatmung (Brust, Zwerchfell, Flankenatmung) zu verdeutlichen: Der ausgeblasene Luftstrom wird gemessen, indem eine Kordel langsam aus dem Knäuel gezogen wird. Hiermit wird die „Luftlänge“ sichtbar.

Papier-an-die-Wand
Um gezielt mit dem Luftstrom zu arbeiten, hilft eine Übung der Blasmusiker: Ein Blatt Papier (wegen der Haftung zuerst zerknittern und dann wieder glatt streifen) wird in Kopfhöhe an die Wand gehalten und mit dem geblasenen Luftstrom an die Wand gepresst.

Weiterhin haben sich folgende Spiele und Übungen, in denen gezielt und vor allem bewusst (Transparenz!) mit dem Zwerchfell gearbeitet wird, etabliert:

Dampflocklied
Der Rhythmus eines neuen Liedes wird auf sss-sch-sss-sch gesungen (alternativ dazu kann eine Schülergruppe ein bekanntes Lied im „Dampflockstil“ vorsingen, welches die anderen erraten müssen usw.)

Fabriklied
Den Rhythmus eines neuen Liedes auf „f-p-t-k“ singen (gleiche Alternative wie beim Dampflocklied)

Defekter Fahrradschlauch
Alle versuchen so lange wie möglich auf „fff“ auszuatmen (Alternativ auf „sss“ oder „sch“)

Tischtennisballpusten
Ein Tischtennisball soll unter verschiedenen Aufgabestellungen gepustet werden, wie z.B. so dicht wie möglich an einen Gegenstand, so fest wie möglich an einen Gegenstand, so dass die Entfernung beim Zurückschnellen gemessen wird oder gezielt auf einen Punkt geblasen werden. Weiterhin kann ein Match „geblasen“ werden oder ein Parcours muss „durchblasen“ werden.

Federnpusten
Die gleichen Prinzipien wie oben, nur mit einer (oder mehreren) Federn. Weiterhin kann getestet werden, wer die Feder am längsten in der Luft halten kann (alternativ mit kleinen Luftballons zu spielen). Das Zielpusten kann bei Federn auch derart geschehen, dass eine Feder (oder ein Wattepad) so dicht wie möglich an einen Gegenstand mit einem Zug herangepustet werden soll.